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17 October 2010

Die grosse Staatsschuldenkrise - Bailout und / oder Kollaps?

Prof. U.Kohli: Das Leben geht weiter!
Bei der kürzlich auf Einladung von Avenir Suisse versammelten hochkarätigen Professoren-Runde herrschte schlussendlich die grosse Ratlosigkeit wenn nicht Pessimismus was die nähere und fernere Zukunft unseres Finanzsystems anbetrifft.

Der Think-Tank Avenir Suisse hatte den längst berühmt-berüchtigten Wirtschaftsprofessor Dr. Walt Wittman eingeladen, jedoch nicht nur als Kontrastprogramm zu den Oekonomie- und Finanzwissenschafts-Professoren Dominik Egli der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Prof. Ulrich Kohli – Nationalbank VR und Oekonomie-Prof. der Uni Genf, Prof. Schaltegger der Uni Luzern, Prof. Philip Lane vom Trinity College of Dublin.
Uneinig war sich die illustre Runde, wohin die Reise wohl gehen wird – mehr Richtung Inflation oder Deflation, jedoch ehrlich in der zugestandenen Ratlosigkeit.
Walter Wittmann erklärte die kürzlichen Geschehnisse , wie sie sich zugetragen einerseits und wie sie schöngeredet werden andererseits. Der Staat erhöht die Ausgaben, seine Schulden, und schliesslich die Steuern. Nie werden die notwendigen radikalen Massnahmen ergriffen,, nie kommt Klartext, die Dinge werden immer schön geredet.

Auch die Auslandschulden werden erhöht, was zu einem Zins-/ Schuldenmoratorium führt. Wenn die Bürger keine Anleihen mehr zeichnen, weil sie das Vertrauen verloren haben, gibt es Zwangskredite aufgrund der Vermögenseinschätzung. Dann wird die Notenpresse angeworfen (“quantitative easing”), was zu einer Inflation führt. Dies hat die nicht unangenehme Nebenwirkung der Schuldenreduktion. Schlussendlich gibt es eine Währungs”reform”, und was deren Auswirkungen sind sagt die USA “das ist nicht unser Problem”. Nur Blinde sehen nichts voraus. Optimisten reden von einem “kleinen Einbruch”…..”wird bald wieder besser”…..”dieses Mal ist alles anders” (2007). Dann werden die Zinsen gesenkt, sodass niemand mehr eine Rendite auf seinen Anlagen hat.
Rating Agenturen sind Institute, bei denen man gute Noten kaufen kann.
CDS ermöglichen noch mehr Staatsverschuldung -- alles wird noch schlimmer. Im April 2010 stellte Griechenlandfest “wir brauchen keine Hilfe”. Die Rettung kam wegen der Banken, nicht wegen Griechenland. “Rettung” heisst: alles auf Pump! Es wird minimum 10 Jahre dauern, um die Finanzkrise zu überwinden - wir sind mitten drin!
Protektionismus wird wieder erscheinen, dies wird eine kurze Erholung zur Folge haben, dann kommts noch schlimmer. Die öffentliche PR ist jedoch
“wir haben keine Rezession, die Finanzkrise ist vorbei, etc.”.
Da “Konjunkturprogramm” der US = mehr Schulden = “quantitative easing”.
Die Schuldenrise steckt erst in den Anfängen. Wenn die Zinsen steigen, platzt der Bond-Markt --- Währungsreform. Gewisse Staatsoblis werden Nonvaleurs sein. Je mehr Absicherungen (CDS) desto grosser das Risiko.
Die wichtigsten Reformen in Deutschland werden währen der Fussball-WM im Juni durchgebracht, wenn die Aufmerksamkeit woanders ist.
Leider war auch Prof. Philip Lane vom Trinity College in Dublin sich nicht sicher, ob wir den Kollaps der Finanzsystems in den nächsten 2 Jahren vermeiden können.
(siehe auch www.cash.ch , Interview Ex-SNB-Chefökonom: «Ich mache mir grosse Sorgen» Ulrich Kohli war bis Ende 2009 Mitglied des erweiterten Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank. Siehe Interview: Daniel Hügli anlässlich der Avenir-Suisse-Tagung “Bailout – die grosse Staatsschuldenkrise” vom 13.10.2010.

Ulrich Kohli, ex-Chefökonom der Schweizerischen Nationalbank (SNB), äussert sich im cash-Interview zum Stand der Schuldenkrise, zu Währungstrends und zum Stabfund. Er kritisiert die SNB und deren Geldpolitik scharf.